Ein Forum für Praxisanleiter: Nachdenken über den eigenen Berufsalltag

06.11.2015

Mit ihren Vorträgen bei dem in den Räumlichkeiten der Mescheder Verbundkrankenpflegeschule ausgerichteten 4. Praxisanleiter-Symposium sorgten Anja Rapos (v.l.n.r.), Professor Dr. Wolfgang Heffels sowie Dietmar Stolecki für interessante, inhaltliche Impulse. Moderiert wurde die Veranstaltung von Cornelia Schleimer und Thomas Richter. Nicht im Bild: Referent Philipp Tessin, der dann im Nachmittagsblock des Forums die Akzente setzte. Foto: Eikelmeier

Nein –  das genaue Datum, wann der Deutsche Bundestag die generalistische Pflegeausbildung endgültig beschließen wird, vermochte Prof. Dr. Wolfgang Heffels, Prorektor der Katholischen Hochschule NRW, nicht näher zu benennen. Wohl aber berichtete er während des 4. Praxisanleiter-Symposiums sehr dezidiert über die möglichen Auswirkungen, falls Teilbereiche wie Kranken-, Kinderkranken- oder Alten- bzw. Gesundheitspflege künftig in einem einheitlichen, übergeordneten, europaweit anerkannten Tätigkeitsprofil zusammengefasst würden – orientiert an Richtlinien der EU. Rund 70 Teilnehmer, vorwiegend aus Nordrhein-Westfalen zur Tagung in der Mescheder Verbundkrankenpflegeschule angereist, hörten seine anschaulichen  Erläuterungen mit großem Interesse: Bei der in Vollzeitform nach wie vor drei Jahre dauernden Ausbildung dominiere wie gehabt der praktische Anteil, allerdings jetzt in verschiedene Pflicht-, Wahl- und Vertiefungseinsätze untergliedert. Was zwangsläufig strukturelle Veränderungen sowohl für die jeweiligen Qualifizierungsprozesse als auch für deren Begleitung bedeute: Sie bedürften – etwa hinsichtlich der Vermittlung von Kernaufgaben – überarbeiteter Formate.    

Zu Beginn der Veranstaltung hatte Anja Rapos, Geschäftsführerin des St. Walburga-Krankenhauses, im Auftakt-Vortrag ausführlich geschildert, warum es für die Träger durchaus sinnvoll ist, Ausbildungsstätten vorzuhalten, selbst wenn die tatsächlichen Kosten nicht komplett gegenfinanziert wären: Ein solcher Lehrbetrieb sorge für „nachhaltige Qualitätssicherung“, außerdem ließe sich der eigene Bedarf an Fachkräften stets „zu 100 Prozent“ decken. Konzessionen beim Niveau der Lern-Inhalte erteilte sie eine klare Abfuhr: „Die hohen Ansprüche müssen bleiben“, lautete die unmissverständliche Botschaft.  

Gesundheitliche Beeinträchtigungen

Darüber hinaus gingen die Zuhörer einer anderen wichtigen Frage nach - der Beurteilung von Prüfungsleistungen. Ein Part, den Dietmar Stolecki, verantwortlich für Fort- und Weiterbildung bei der Katholischen St. Johannes-Gesellschaft Dortmund, übernahm. Mit Hilfe von Beispielen aus dem Klinikgeschehen zeigte er auf, wie sich Handlungskompetenzen zum einen ausprägen, zum anderen bewerten lassen.   

Dass Praxisanleiter vielfältigen, häufig erdrückenden Rollen-Konflikten ausgesetzt sind, machte Philipp Tessin, Pflegedienstleiter am Dortmunder St. Elisabeth-Krankenhaus, deutlich. Um gesundheitliche Beeinträchtigungen abzuwenden, gab er den Zuhörern konkrete Ratschläge, mit denen sie schon im Vorfeld Überforderungen vermeiden können. Unerlässlich hierfür seien eine gute, funktionierende Teamarbeit, überdies offene Kommunikation untereinander.

Interessante Schlussfolgerungen

Zu den weiteren Themen des Treffens gehörte jener Block, in dem die Auszubildenden Gelegenheit erhielten, den Prozess der Praxisanleitung aus ihrer Sicht darzustellen. Anlass hierfür war eine vom 2016er-Examenskurs initiierte Projekt-Studie, die auf Grundlage von Fragebogen-Erhebungen, zusätzlich ergänzt durch exakte Beobachtungen des Stationsalltages, die Differenzen zwischen Theorie und Praxis widerspiegelte. Geringer als ursprünglich vermutet, sorgten die herausgefundenen Abweichungen sodann für interessante Schlussfolgerungen: Als eine Art Wunsch-Liste konzipiert, wurden am Ende gemeinsam mit den Zuhörern zahlreiche Empfehlungen erörtert, die letztlich noch engeren Austausch über die Lerninteressen der Schülerinnen und Schüler bezwecken.       

Wellness-Angebote lieferten während der zwischenzeitlichen Pausen genügend Tipps für das persönliche Wohlbefinden: Angefangen bei Aktionsständen mit gesunder Ernährung bis hin zum Büchertisch voll lesenswerter Lektüre hatten die Organisatoren ein insgesamt attraktives Rahmen-Programm vorbereitet – eins, das bei der Seminarkritik ebenso gelobt wurde wie die Fülle an neuen, nützlichen Informationen.